UNESCO-Welttag der Feuchtgebiete

04.02.2025

Gedanken zum „UNESCO-Welttag der Feuchtgebiete“

Veranstaltungen in Malsch

Seit 1997 wird jeweils am 02. Februar der „Welttag der Feuchtgebiete“ in Erinnerung an die „Ramsar-Vereinbarung“, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, das von der UNESCO initiiert wurde, begangen. Der Tag dient dazu, die öffentliche Wahrnehmung des Wertes von Feuchtgebieten zu fördern und zu verbessern.

Dieses Jahr wird der Natur- und Umweltschutzverein Malsch e.V. zwei Veranstaltungen in diesem Rahmen durchführen. Am 06. März wird Dipl.-Ing. Rolf Bostelmann einen Vortrag zu Naturgeschichte, Bedeutung, Schutz und Renaturierung von Mooren und Feuchtgebieten im Spannungsfeld widerstreitender Interessen am Beispiel des Federbachbruchs in Malsch halten.
Voraussichtlich im Juni veranstaltet der Verein dann eine Exkursion in dieses wertvolle Naturschutzgebiet. Zu den Veranstaltungen werden vorher zeitnah weitere Informationen folgen (Titel, Veranstaltungsort usw.).

Warum ist der Schutz und die Renaturierung von Mooren und anderen Feuchtgebieten gerade heutzutage besonders wichtig?

Schon längere Zeit ist bekannt, dass Moore wichtige Ökosysteme sind. Sie bieten vielen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen einen Lebensraum und tragen damit zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Aus heutiger Sicht ist ihr Beitrag zur Speicherung von CO2 und Wasser vielleicht noch höher zu bewerten. Deshalb ist es umso wichtiger, sie zu erhalten oder zu revitalisieren.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) betont auf seiner Internetseite (https://www.bfn.de/oekosystemleistungen-0, Stand 23.01.2025) die große Bedeutung dieser Lebensräume, gerade im Zusammenhang des Klimawandels.

„Intakte Moore erfüllen eine Vielzahl von ökologischen Aufgaben. Neben ihrer Bedeutung für die Artenvielfalt fördern sie den saisonalen Wasserrückhalt in der Landschaft, regulieren den Nährstoffhaushalt, puffern das regionale Klima und spielen als Kohlenstoffspeicher eine wichtige Rolle für den Klimaschutz.

Moore entziehen der Atmosphäre weltweit jedes Jahr ca. 150 – 250 Mio. Tonnen CO2 und wirken damit als Kohlenstoffsenke.“ Sie binden in ihren Torfschichten „ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs, etwa das doppelte wie alle Wälder weltweit in ihrer Biomasse (Parish et al. 2008).“

Moore haben außerdem einen großen Einfluss auf den Landschaftswasserhaushalt. Durch die anatomischen Besonderheiten der sie aufbauenden Torfmoose und durch die Quellfähigkeit der gebildeten Torfe können sie große Wassermengen speichern und geben dieses nur langsam wieder ab. Dadurch tragen sie in sehr effektiver Weise zur Regulation des Landschaftswasserhaushalts bei. Hochwasserspitzen können dadurch abgemildert werden.

Moore verbessern die Wasserqualität. Sie fungieren als „Wasserfilter und als Stoffsenke“ (BfN, s.o.). Sie entziehen dem vorbeiströmenden Wasser Schadstoffe wie Blei, Kupfer, Mangan, die in hohen Konzentrationen ansonsten die Oberflächengewässer und das Grundwasser belasten würden. So haben Moore, aufgrund ihrer Filterwirkung, gewissermaßen die Funktion von „Nieren der Landschaft“ (BfN, s.o.), denn sie geben nur gefiltertes, nährstoffarmes Wasser an die Umgebung ab.

Intakte Moore sind Ökosysteme, in denen durch Niederschläge, Grundwasserzufluss, Oberflächen- oder Quellwasser der Boden permanent wassergesättigt ist. Abgestorbenes organisches Material kann aufgrund von Sauerstoffmangel daher nicht bzw. nur sehr langsam abgebaut werden. Es entsteht nach und nach in langen Prozessen Torf als typischer Boden der Moore.

Entstehung und Entwicklung eines Moores sind von vielen Faktoren abhängig. Es wird durch das Klima, Geologie, Relief sowie den Wasser- und Stoffhaushalt beeinflusst.

„Bis ins 17. Jahrhundert waren die für Menschen lebensfeindlichen und unzugänglichen Moore weitgehend unberührte Wildnis. Im Zuge der Industrialisierung wurden sie zunehmend entwässert, um sie land- oder forstwirtschaftlich zu nutzen. Heute sind die verbliebenen Moore weltweit stark gefährdet und damit auch viele moortypische und hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten“ (BfN, s.o.).

Insbesondere der große Flächenbedarf der Landwirtschaft hat in Deutschland und in vielen europäischen Ländern zu hohen Verlusten an Moorflächen geführt und vor allem in Osteuropa wird weiterhin großflächig Torf abgebaut, der vielfach noch immer als Brennstoff oder in unseren Gartencentern als Zuschlagstoff für Blumenerde Verwendung findet. Durch den steigenden Bedarf an Nahrung, Rohstoffen, Energie und Bauland ist der Nutzungsdruck auf die Moore heute höher denn je. Vor der Neuzeit waren die Moore weitgehend unberührt und wiesen Torfwachstum auf. Heute werden weltweit etwa 90 % genutzt. All diese Maßnahmen gehen mit einer Entwässerung einher. Torfschwund, Absacken der Böden und letztlich Zerstörung der Moore sind die Folge. Nährstoffeintrag aus angrenzender landwirtschaftlicher Nutzung und der Luft tragen weiterhin zur Schädigung bei.

Ausbleibende Niederschläge und der Temperaturanstieg im Zuge des Klimawandels wirken sich negativ auf die Wasserbilanz und damit auf die Senkenfunktion naturnaher Moore aus. Nur intakte Moore erfüllen die oben beschriebenen Funktionen. Werden sie trockengelegt, wie vielfach geschehen, verlieren sie diese Fähigkeiten. Mehr noch, das gespeicherte CO2 und z.B. Lachgas, ein weiteres Treibhausgas, entweichen in die Atmosphäre und tragen nicht unerheblich zum Klimawandel bei. Schadstoffe werden nicht mehr zurückgehalten und belasten unser Wasser. Die Artenvielfalt schwindet, Ökosysteme verarmen (BfN).

Es besteht also Handlungsbedarf. Werden Politik und die zuständigen Behörden diesem Umstand gerecht? Die Antwort ist ein klares Nein. Es werden zwar Gremien ins Leben gerufen, viele Broschüren aufgelegt, doch vor Ort geschieht wenig. Ein Beispiel sehen wir bei uns. Von Seiten des Umweltvereins Malsch wird schon seit etwa 20 Jahren auf die Dringlichkeit einer adäquaten Renaturierung des „Federbachbruchs“, eines wertvollen Niedermoor- und Bruchwald-Feuchtgebiets hingewiesen. Landratsamt und Regierungspräsidium wurden in Kenntnis gesetzt. Etliche Vorort-Termine haben stattgefunden, es gibt Bestandsaufnahmen und Konzepte zur Renaturierung, die aber aufgrund regionalpolitischer Rahmenbedingungen bisher nicht zu einer zielführenden Strategie im Sinne des Moor- und Feuchtgebietsschutzes geführt haben. So verharren die Landkreise Rastatt und Karlsruhe im Stillstand und unsere wertvollen Moor- bzw. Feuchtgebietsflächen trocknen weiter aus. Wäre es nicht an der Zeit, angesichts des globalen Klimawandels vor Ort Möglichkeiten zur Schaffung bzw. Wiederbelebung von Treibhausgas-Senken zu schaffen?

(Textauszüge: www.bfn.de)