Bedrohte Malscher Tierwelt

25.01.2019

Zum Vortrag im Theresienhaus

Der Malscher Jürgen Baumann, dessen  Hobby seit mehr als 30 Jahren die Naturfotografie ist, zeigte am 25.01.2019 im Theresienhaus mit seinen Aufnahmen, dass das Artensterben auch in Malsch längst stattfindet. Ruth Ohambele vom Umwelt- und Naturverein umrahmte den Vortrag mit Hintergrundinformationen. Zu dieser sehr gut besuchten Veranstaltung kamen über 60 Interessierte ins Theresienhaus in Malsch. Es sterben in Deutschland, aber auch in Malsch nicht nur bestimmte Wildbienenarten aus, sondern die gesamte Insektenmasse ist in den letzten 30 Jahren um 75 % ! zurückgegangen und steht damit als Nahrungsgrundlage für viele Vögel und andere Tiere nicht mehr zur Verfügung. Wie fast überall auf der Welt hat auch Malsch und seine Landschaft  in den letzten 20 bis 70 Jahren  starke  Veränderungen erfahren. Zugunsten des Autoverkehrs wurden die großen Bäche verdolt, die den Ort  durchflossen. Mit den Bächen verschwand innerorts ein bedeutender Lebensraum für Vögel und andere Tiere. Das einstige Bauerndorf, geprägt durch Fachwerkhäuser mit ihren Scheunen,  Hinterhöfen und Gärten verlor nach und nach seinen individuellen Charakter und Charme. Gleichzeitig verschwanden damit Lebensräme für Bäume und für Tiere wie Bachstelzen, Schwalben, Fledermäuse, Schleiereulen und vieles mehr. Der kleinbäuerlichen, naturnahen Landwirtschaft folgte eine industriealisierte Landwirtschaft vor allem in der Ebene, die mit schwerem Gerät  in sogenannten ausgeräumten Landschaften unter Einsatz von Pflanzen- und Insektengiften ihren Anbau betreibt. Diese Art der Landwirtschaft ist zu einem großen Teil verantwortlich für den Rückgang der Insekten, Vögel und anderer Tiere, z.B. der Fledermäuse. Der massive Flächenverbrauch für Bau- und Gewerbegebiete und die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen rauben der Natur weitere Lebensräume. Hinzu kommt der Klimawandel, der manche Arten begünstigt, viele heimische aber bedroht. Nach Einschätzung von Jürgen Baumann und vieler Vogelkundler sind u.a. Haubenlerche, Kiebitz, Wiedehopf und Beutelmeise in Malsch ausgestorben; stark rückläufig sind beispielsweise Distelfink, Gebirgsstelze, Dompfaff, alle Greifvögel, alle Amphibien, Schlangen und Fledermausarten. Malsch hatte noch vor 25 Jahren das zweitgrößte Springfroschvorkommen in Baden-Württemberg, heute ist davon kaum noch etwas übrig. Angesichts dieser Hiobsbotschaften kann man sich fragen, ob eine Kehrtwende noch möglich ist. Leider hat die Natur keine große Lobby, wirtschaftliche Interessen gewinnen meist die Oberhand. Dabei wird völlig übersehen, dass wir mit der Natur auch unsere Lebensgrundlagen zerstören, die wir unter allen Umständen erhalten müssen. Jede und jeder kann dazu im Kleinen beitragen: bepflanzen Sie ihre Vorgärten und Balkone mit insektenfreundlichen Mischungen. Legen sie ihren Garten naturnah an und verwenden sie keine Pestizide. Kaufen sie umweltbewusst ein.Treten sie ein für eine andere EU-Landwirtschaftspolitik und eine natur- und klimafreundliche kommunale Ausrichtung.