Dramatischer Rückgang von Kröten und Fröschen in Malsch

09.05.2021

Eine engagierte Gruppe versucht zu retten, was noch zu retten ist


In den letzten Jahrzehnten haben wir viele Arten verloren -  ob in der Tier- oder Pflanzenwelt, der Rückgang ist drastisch. Bei Vögeln und bei Insekten beträgt der Schwund etwa 80 %. Bei den Amphibien sieht es nicht besser aus. Obwohl wir das wissen und teilweise die Ursachen kennen, machen wir weiter wie gehabt.
Sicher, im Moment haben wir andere Sorgen, da bleibt vielleicht wenig Raum für die Belange der Natur. Doch diese Haltung greift zu kurz. Ist nicht erst durch unser ungezügeltes Vordringen in den letzten Winkel unserer Erde, diese Pandemie entstanden? Ziehen wir endlich die nötigen Konsequenzen und ändern unsere Handlungsweisen? Eher nein, munter wird unser begrenzt zur Verfügung stehender Raum stetig zugepflastert, Bestandserhaltung und Renovierung im Wohnungsbau werden kaum in Betracht gezogen. Der Boden wird weiter mit Pestiziden behandelt, Glyphosat ist immer noch zugelassen. Zuckerrübenbauern erhielten erst neulich eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von Neonicotinoiden, die gerade im Badischen vielen Bienenvölkern den Tod brachten. Die EU sieht sich gezwungen, Deutschland zu verklagen, weil die Böden seit Jahren  mit  viel zu hohen Nitratwerten belastet sind. Kontraproduktiv, weil ein gesunder Boden den besten Klimaschutz bietet und für unsere Gesundheit außerordentlich wichtig ist.
Was hat nun das alles mit Fröschen und Kröten zu tun?  Ganz einfach, auch deren Lebensraum wird z.B. durch Neubaugebiete eingeschränkt, ihre Wanderwege zerschnitten, ihre Laichplätze trocknen aus, mitverursacht durch drei  Sommer mit kargen Niederschlägen. Eine erhebliche Anzahl wird auf unseren Straßen überfahren. Malsch hatte einst ein großes Vorkommen an seltenen Springfröschen. Davon ist kaum mehr etwas übrig. Die Zahl der Kröten zwischen Muggensturm und Oberweier kennt nur eine Richtung, nämlich abwärts. Also was tun, denn aufgeben ist keine Option!
In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, Umweltamt Malsch und dem Umweltverein Malsch wurde in diesem Jahr eine gezielte Aktion gestartet, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen. In Sulzbach wurden zwei Zäune aufgestellt und eine Gruppe sehr engagierter Bürger sammelte über Wochen jeden Abend die Kröten, die die Straße überqueren wollten, ein (natürlich unter Beachtung der jeweiligen Corona-Vorschriften). Das Ergebnis ist erstmal ernüchternd.
Was sind mögliche Lösungen? Hier einige Vorschläge:
-    Der vor Jahren im Wald angelegte Krötenteich muß ertüchtigt werden und danach sollte dafür Sorge getragen werden, dass genügend Wasser vorhanden ist. Um eine regelmäßige Kontrolle wird man nicht herumkommen.
-    Man sollte nochmals darüber nachdenken, ob nicht doch eine zeitweilige Straßensperrung infrage kommt.
-    Der vorhandene Löschteich (ehemalige Fa. Jörger) sollte an manchen Stellen abgeschrägt werden, so daß ein leichter Ein- und Ausstieg für die Tiere möglich ist.
-    Oberhalb könnte man den durchlaufenden Bach an ein oder zwei Stellen leicht aufstauen, um damit weitere Laichmöglichkeiten zu schaffen.
Was nun verwirklicht wird, hängt sicherlich nicht nur vom Willen und Wollen der Behörden ab. Um Lebensraum für bedrohte Arten zu gewähren, braucht es die breite Unterstützung der Bevölkerung, insbesondere der vor Ort. Und darum bitten wir Sie herzlich. Letztendlich kommt das uns allen zu Gute. Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit: „Die Natur braucht uns nicht, aber wir sie“.
Nochmals recht herzlichen Dank allen, die dieses Jahr so tatkräftig mitgeholfen haben, die kleinen Kreaturen in Sulzbach zu retten.